Wieder dahoam

30.07.2013. Vor genau einem Jahr landete unser Flugzeug in Cotonou und ich war in Benin. Jetzt liege ich auf dem Teppich in unserem Wohnzimmer, höre beninische Musik und schreibe den seit langer Zeit ersten Blogeintrag aus Deutschland. Ich hatte euch erzählt, dass mir der Abschied leichter fallen wird, weil ich mich so sehr auf Deutschland freue. Als er dann aber da war, war es doch ziemlich schwer für mich und tat sehr weh. Wir haben an unserem letzten Abend in Alédjo eine große Abschiedsfeier gemacht, zusammen mit all den Menschen, die wir lieb gewonnen haben und ADRIA hatte uns als Abschiedsgeschenk etwas schneidern lassen. Ich habe versucht, nicht zu weinen, aber die Tränen kamen trotzdem, als sich einer nach dem anderen von uns verabschiedet hat. Ich bin mir sicher, dass es kein Abschied für immer ist, aber doch für eine lange Zeit.

Als unser Flugzeug abhob, habe ich mich komisch gefühlt. Wir haben beninischen Boden verlassen. Ich lasse das Land hinter mir, in dem ich so viel erlebt habe, in dem ich mich ein Stück weit verändert habe. Das Land, das ein Jahr lang mein Zuhause war. Und dann waren wir über Deutschland. Ich sah die Landschaft von oben. Ein Feld neben dem anderen. Striche, wie mit dem Lineal gezogen. In dem Moment war das für mich wie eine Metapher. Die säuberlich geordneten Felder meiner Heimat gegen den teilweise abenteuerlichen Großstadtverkehr in Cotonou. Und ich vermisste Benin. Aber als ich am Gepäckband stand und von weitem schon ein Plakat gesehen habe: „Willkommen dahoam, Kathi“, war das alles wie weggeblasen. Da standen sie, meine Eltern und eine Freundin und es war so schön, sie wiederzusehen. Wir kamen zu Hause an. Die Einfahrt, das Vorhäuschen, die Holztreppe, die Küchenbank, mein Bett, meine Poster an der Wand. Alles war so vertraut wie immer. Viele haben mir gesagt, dass es seine Zeit brauchen kann, bis ich mich eingewöhnt habe. Auf unserem Abschlusseminar haben wir über den Kulturschock geredet, der uns auch überkommen kann, wenn wir wieder zurück in der Heimat sind. Bisher fühle ich nichts dergleichen. Es ist fast, als wäre ich nie weg gewesen. Und mein Leben hier verläuft natürlich nicht so säuberlich geordnet, wie mir das die schnurgeraden Felder weismachen wollten.

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