(M)eine Krankheitsgeschichte

Samstagmorgen. Durchfall. Fieber. Kopfweh. Ich leide. Auf geht’s zu Krankenstation. Die Oberkrankenschwester ist seit ca. zwei Monaten in Alédjo. Ich kannte sie noch nicht und sie ist sehr nett und wirkt kompetent auf mich. Der obligatorische Malaria-Test ist negativ. Ich gehe mit Entwurmungstabletten und einem „Alles-zerstör-Medikament“ wieder nach Hause. Die sollen eigentlich nur die bösen Parasiten zerstören, aber ich bin nicht sicher, ob danach noch viel von meiner Darmflora übrig ist. Inzwischen bin ich wieder relativ gesund und ich möchte die Gelegenheit nutzen, euch etwas mehr über die Gesundheitsversorgung zu erzählen. Bei der Krankenstation habe ich eine ältere Frau gesehen, die kaum mehr gehen konnte, weil sie so geschwächt war. Hier in Alédjo haben viele Familien ein Motorrad, aber kaum jemand ein Auto und auch die Taxis sind Motorradtaxis. Nehmen wir also an, dass die kranke Oma sich hinter dem Fahrer auf den Motorradsitz schwang, um zur Krankenstation zu fahren. Dort angekommen, wird sie der Oberkrankenschwester vorgeführt. Es gibt in Benin entweder zu wenig Ärzte oder zu wenig Geld, um jede Krankenstation mit einem Arzt zu besetzen oder beides. Also entscheidet die Oberkrankenschwester, ob sie der Oma die nötigen Medikamente verschreiben, kann oder ob sie nach Bassila geschickt wird, wo man zum Beispiel auch Blutanalysen und Stuhltests durchführen kann. Nehmen wir an, die Oma wird nach Bassila geschickt. Einerseits bietet sich die Möglichkeit, die ungefähr 50 km per Motorrad zurückzulegen. Man bedenke, dass die Oma so schwach ist, dass sie kaum stehen kann. Also ist vielleicht Möglichkeit zwei vorzuziehen: Sie zwängt sich mit 10 anderen Menschen plus Fahrer in ein 7-Personen-Taxi. So weit, so gut. Ich war noch nie in Bassila, weil das „Alles-zerstör-Medikament“ bisher gut gewirkt hat. Aber ich denke, dass der Oma dort geholfen wird. Sie bekommt ein Rezept mit den Tabletten, die sie kaufen soll und vielleicht tut sie das. Ich habe aber auch schon von Fällen gehört, die das Rezept ansehen, den Kopf schütteln und dann doch lieber ein paar Paracetamol auf dem Markt kaufen.

 

Ich habe in diesem Blogartikel einen etwas anderen Ton angeschlagen, als gewöhnlich. Mir ist aufgefallen, dass ich von dem deutschen Gesundheitssystem sehr verwöhnt bin. Zu Hause ist innerhalb von Minuten Hilfe da. Hier gestaltet sich das schwieriger. Natürlich habe ich im Fall der „Oma“ stark verallgemeinert, aber es ist nicht unrealistisch, dass es sich so abspielt.

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Kommentare: 2
  • #1

    Maria (Sonntag, 21 April 2013 16:51)

    Ich hoffe, es geht Dir weiter besser! Und wenn ich mir die Unterschiede in der ärztlichen Versorgung allein innerhalb der EU-Länder anschaue, können wir uns wahrscheinlich nicht im entferntesten vorstellen, wie es in Afrika ist. Gibt es in den Dörfern noch Medizinfrauen oder -männer, die mit überlieferten pflanzlichen Medikamenten o.ä. behandeln?

  • #2

    kathibenin (Mittwoch, 24 April 2013 12:00)

    Mir geht es wieder gut, danke dir! Ich weiβ, dass in unserem Nachbardorf ein Mann lebt, der zum Beispiel Brüche schient und Schürfwunden mit pflanzlichen Pasten behandelt. Sonst gibt es wie bei uns auch die Hausmittelchen, die viele nutzen. Ich glaube aber, dass diese hier noch eine gröβere Bedeutung haben.