Ein lebendiges Mittagessen

Neulich hat uns eine Köchin aus dem Dorf ein senegalesisches Gericht beigebracht, was Yassa au Poulet heißt. Wie der Name schon sagt, braucht man dazu Hühnerfleisch, was in unserem Falle hieß: Wir kaufen ein Huhn. Ein Huhn, das fröhlich durch die Felder streunt, bis das verlockende Scheppern von Mais in einer Schüssel es nach Hause ruft. Das Huhn pickt vergnügt nach den Maiskörnern, ohne die geringste Ahnung, dass es gerade seine Henkersmahlzeit zu sich nimmt. An dem Punkt sind mir die Tränen gekommen, weil dieses Huhn gleich sterben muss, nur weil ich Yassa au Poulet essen will. Sourou hat damit keine Probleme. „Hühner sind dazu da, dass der Mensch sie essen kann.“ Vielleicht hat er Recht. Ich habe mich wieder beruhigt und nachdem Sourou das Huhn gefangen hatte, habe ich es auf dem Arm nach Hause getragen und dabei gestreichelt. Ich hatte mir vorgenommen, es zu schlachten, aber das konnte ich nicht. Also hat sich Sourou unser Küchenmesser geschnappt, das Huhn auf den Boden gelegt und sich auf die Füße und Flügel gestellt. Dann hat er den Kopf festgehalten und den Hals des Huhns aufgeschnitten. Es hat ein bisschen gezuckt, dann war es vorbei. Wir haben Wasser aufgekocht, es über das tote Huhn in eine Schüssel gegossen und die Federn ausgerupft. Ich hatte mir Huhn rupfen schwieriger vorgestellt, aber es ging ganz leicht. Das Ausnehmen kam mir eindeutig komplizierter vor, aber ich habe nur das Huhn gehalten, während Sourou die richtigen Schnitte gesetzt hat. Der wirklich erfreuliche Teil kam dann am nächsten Tag, als wir das beste Mittagessen seit Ewigkeiten genießen konnten. Und ich hatte überhaupt kein Problem damit, das Fleisch zu essen. Vielleicht, weil ich weiß, dass es von einem glücklichen Huhn kommt.

 

Das Rezept findet ihr auf der Spinnwand.

Unser Mittagessen und ich. Es hat(te) wunderbar weiche Federn.
Unser Mittagessen und ich. Es hat(te) wunderbar weiche Federn.

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Kommentare: 1
  • #1

    Anne (Montag, 18 März 2013 18:33)

    Ohhh wie schön! Ich wäre gerne euer Gast gewesen.
    War das zufällig Mamman Islam?? Wenn ja, dann grüß sie lieb von mir. Kuss, Gruß und ich drücke fest die Daumen, dass ihr mal wieder zu Yassa au poulet kommt!